2006-2009: Internat für bedürftige Kinder in Straseni (Rep. Moldau)
Östlich von Rumänien liegt eines der ärmsten Länder Europas: Die Republik Moldau. Einst eine relativ wohlhabende Sowjetrepublik, hat u.a. der Verlust des industriestarken Landesteils Transnistrien viel Elend mit sich gebracht. Ein Viertel der Bevölkerung ist inzwischen ins Ausland abgewandert. Die Geldsumme, die sie in die Heimat senden, ist höher als das gesamte Brutto-Inlandsprodukt. Doch für Menschen, die keine finanzielle Hilfe aus dem Ausland bekommen, ist das Elend umso größer. Was tun in einem Land, in dem die wirtschaftliche Situation so schlecht ist? Was tun, wenn das soziale Netz nur noch aus Löchern besteht? Am meisten leiden Waisenkinder, Kinder aus armen Familien, hilfsbedürftige Senioren, Behinderte und Kranke.
Nachdem unser Hilfsprojekt im rumänischen Sercaia abgeschlossen war, wollten wir diesen Ärmsten der Armen zu einem guten (Neu-)Start ins soziale und berufliche Leben verhelfen. Der erste Schritt war die Renovierung eines Internats für leicht behinderte Kinder. Die Einrichtung unseres moldawischen Partnervereins "Pro Umanitas" im 20.000-Einwohner-Ort Straseni möchte die Kinder besonders fördern, die auf dem freien Arbeitsmarkt wesentlich schlechtere Chancen haben als gesunde Kinder.
Im September 2006 waren die beiden Vorsitzenden von "Menschen Helfen", Dr. Robert Roithmeier und Ingo Ingerl, vor Ort, um sich ein Bild von Einrichtung und Trägerverein zu machen. Ihre Bilanz: "Es ist ein solides, durchdachtes Projekt, das langfristig hilft und gut zu uns passt."
Als erstes finanzierte "Menschen Helfen" den Ausbau einer Tischlerei, einer Schneiderei und einer Bäckerei im Internat. Dort können die älteren Schüler einen Beruf erlernen, die jüngeren werden zudem handwerklich gefördert. Auch die Wohngebäude der Kinder in der ehemaligen Kaserne mussten dringend renoviert werden. Davor lief der Regen ungehindert in die Kinderzimmer, der Schimmel stand zentimeterdick an den Wänden und im Winter waren auch drinnen Minusgrade. Doch Anfang Oktober 2007 war es soweit: "Pro Umanitas" hatte zu einer großen Einweihungsparty geladen, denn dank der Hilfe aus dem Ausland gab es nun fließendes Wasser, die wichtigsten Gebäude hatten neue Dächer und waren innen saniert, und "Menschen Helfen" hatte den Erlös aus dem kultURKNALL 2007 in die Außendämmung der Wohngebäude gesteckt.
Dass das Geld gut angelegt war, davon konnte sich eine kleine Delegation aus Murnau überzeugen: Dr. Robert Roithmeier, Johannes Aldenhoff, Lena Tillmann und Andrea Eckstein waren nach Straseni gereist. Luftballons schmückten die Wege der einstigen Kaserne, die frisch renovierten Häuser strahlten um die Wette und das moldawische Fernsehen hielt all die Höhepunkte der Feier mit der Kamera fest — die feierliche Begrüßung mit Brot und Salz etwa, die vielen Reden der Honoratioren und die eigens gedichteten Lieder und Tänze der Kinder. "Ich war wirklich überrascht, wie schön es die Kinder hier haben", freute sich Johannes Aldenhoff.
Doch es gab noch immer einiges zu tun, sodass "Menschen Helfen" auch danach noch mehrere kleinere Arbeiten finanzierte: Die Umzäunung des riesigen Geländes, um Diebstähle zumindest deutlich zu erschweren, und den Ausbau der Kantine für die Kinder.
2007: Sonderaktion "Tansania" (Kinderspielhalle Njenga, Tansania)
Schatten und Wasser - das ist es, was die Kinder in Njenga (Tansania) am allermeisten brauchten. Ihr Kindergarten ist ein Projekt der Afrikahilfe einer Missionsstation der Benediktiner und wurde von der Mutter eines Vereinsmitgliedes vor Ort betreut. 2006 bat sie "Menschen Helfen" um Unterstützung für den Bau einer Schatten spendenden Spielhalle und einer Zisterne für die Kinder. Die nötigen 3.665 Euro wurden auf der Mitgliederversammlung einstimmig bewilligt und bald darauf überwiesen.
Ein Jahr später konnten wir uns auf der Jahresversammlung Fotos der Spielhalle ansehen - der Bau war fertig. Die dazu gehörige Zisterne jedoch konnte aufgrund einer unerwarteten starken Inflation und Gehaltserhöhungen noch nicht errichtet werden. Ein Teilerfolg für deutsche, ein großer Erfolg für örtliche Verhältnisse.
2005: Sonderaktion "Flut" (Tsunami-Wiederaufbauhilfe in Kadaikadu, Indien)
Ein Drittel der Häuser zerstört, die Felder mit Salzwasser überflutet - die Existenzgrundlage der 27 Bauernfamilien in Kadaikadu war nach dem gewaltigen Tsunami am 2. Weihnachtsfeiertag 2004 auf bis zu 3 Jahre hinweg zerstört.
Die indische Regierung hatte zwar Soforthilfe geleistet, die Verletzten versorgt und die Seuchengefahr gebannt. Es fehlte aber an Geld, um die Existenzgrundlage der Menschen zu sichern beziehungsweise neu aufzubauen. Unterstützung aus anderen Ländern ließ die indische Regierung nicht zu, nur private Initiativen. Ein Glück, dass in der Nähe von Kadaikadu "Baby Sarahs Home" liegt, ein vom Seehauser Verein "Kinderlachen" unterstütztes Kinderheim.
Nachdem die Lebensmittelversorgung fürs Erste gesichert war, initiierten "Kinderlachen" und "Menschen Helfen" im Januar 2005 gemeinsam eine Hilfsaktion für die Bauern in Kadaikadu. Beim Benefizkonzert in der - ebenfalls durch Easy Taskin engagierten - "Karma Lounge" traten die Milestones, Fretless, Stimmbruch und Laurie Jones & Guests für den guten Zweck auf. 8.600 Euro kamen so und durch Spenden zusammen. Auch die Großweiler Neuwirt-Bühne unterstützte die Aktion kurz darauf durch den Erlös einer Sondervorstellung.
Dank der Vermittlung durch den Heimleiter von "Baby Sarahs Home" bekamen die Bauern in Kadaikadu so ein maßgeschneidertes Paket an Hilfe. Schon Anfang Feburar bekam jede Familie eine Kuh, etwas Geld für den Wiederaufbau der Häuser und fehlende Nahrungsmittel, jedes Schulkind ein Fahrrad für den Schulweg sowie Schulmaterial, und alle Frauen, die als Näherin ihr Geld verdienen wollten, eine Nähmaschine. Der Brunnen des Dorfes wurde gereinigt und die Betroffenen bekamen Hilfe bei Behördengängen (etwa für die Reparatur der Zufahrtsstraße).
Es folgten weitere Initiativen, sodass die 27 Bauernfamilien in Kadaikadu ihr Leben bald wieder selbst in die Hand nehmen konnten.
seit 2003-2005: "Menschen Helfen-Stiftung"
Eines beschäftigte uns, solange wir uns im Kinderheim "Canaan" in Sercaia zugunsten der geistig und körperlich behinderten Waisenkinder engagierten: Was machen die Kinder, wenn sie erwachsen werden? Arbeit und ein vernünftiges Zuhause zu finden, ist für Behinderte in Rumänien sehr schwierig. Um die Zukunft der Kinder aus dem Heim zu sichern, gründeten wir 2003 zusammen mit der Sparkasse Murnau und unserem Partnerverein agape die "Menschen-Helfen-Stiftung für Behindertenarbeit in Rumänien" mit Sitz in Seehausen am Staffelsee. Das Grundkapital von 50.000 Euro brachte der Erlös des Jubiläums-kultURKNALL 2003 auf dem Fiedlerspitz-Gelände in Seehausen ein. Durch die "Out of Hummelsheim"-Party im Dezember 2003 und den kultURKNALL 2004 konnte das Stiftungskapital um 20.000 Euro aufgestockt werden. Der kultURKNALL 2005 (erneut am Fiedlerspitz) sorgte schließlich für weitere 30.000 Euro, sodass die Stiftung nun über 100.000 Euro Grundkapital verfügt.
Dieses Geld ist in mehreren Depots sicher angelegt und bringt genug Zinsen, um den Betrieb einer Behindertenwerkstatt im rumänischen Fagaras dauerhaft zu sichern. Die Einrichtung existiert bereits seit mehreren Jahren unter dem Dach der Diakonia Fagaras, wurde bisher jedoch nur durch den Verkauf von Kleiderspenden finanziert - eine unsichere Basis. Nun steht das Projekt auf stabilen Füßen, denn das Stiftungskapital wird nicht angetastet: Nur die Zinsen dienen dem guten Zweck, so dass das Projekt langfristig gesichert ist. Mit dem Ertrag können beide Betreuerinnen dauerhaft finanziert werden.
2000-2006: Internat für bedürftige Waisenkinder in Sercaia (Rumänien)
Nachdem sich die Lage im bosnischen Gornji Vakuf entspannt hatte, wendete sich der Verein "Menschen Helfen" im Jahr 2000 wieder den Waisenkindern in Rumänien zu. Diesmal unterstützten wir das Kinderheim "Canaan" für körperlich und geistig behinderte Kinder in Sercaia, das zuvor allein von unserem rumänischen Partnerverein vor Ort, der Diakonia Fagaras, und unserer deutschen Partnerorganisation agpe e.V. aus Lemgo aufgebaut, finanziert und betrieben worden war.
Unsere Einnahmen aus Veranstaltungserlösen und Spenden ermöglichten den Bau eines dritten Wohnhauses für die älteren und selbständigeren der 65 Kinder dort. Als es errichtet war, finanzierte "Menschen Helfen" zudem den Bau einer Zentralküche. Zudem haben wir 2003 die "Menschen-Helfen-Stiftung für Behindertenarbeit in Rumänien" gegründet, um auch die Zukunft der Kinder zu sichern (siehe Extra-Rubrik).
Im Kinderheim "Canaan" werden Kinder betreut, die von ihren Eltern verlassen wurden oder deren Eltern gestorben sind und die teils schwerste geistige und körperliche Behinderungen haben. Nicht selten sind diese die Folge der schlechten Versorgung in den ersten Lebensjahren. Viele haben von Geburt an mehrere Jahre in den Krankenhäusern der Umgebung verbracht, in denen sich niemand mit ihnen beschäftigte, ihnen laufen, sprechen und spielen beibrachte. Oft war nicht einmal Zeit, die Kinder ausreichend zu füttern. Wenn die Kleinen in das von uns unterstützte Waisenhaus von Sercaia kamen, waren viele unterernährt und körperlich wie psychisch in einem katastrophalen Zustand. In Sercaia erfuhren sie oft zum ersten Mal liebevolle Zuwendung und Förderung.
"Unser" Wohnhaus
Mit den Geldern von "Menschen Helfen" wurde auf dem 20.000 Quadratmeter großen Gelände in Sercaia neben den Häusern Jaboc und Sinai ein dritter Neubau für das Kinderheim Canaan errichtet. Im Februar 2003 war es bezugsfertig; seither leben dort 16 ältere Kinder. Hier wohnen sie nicht mehr in Vierbettzimmern, sondern ihrem Alter und ihren Bedürfnissen entsprechend zu zweit oder dritt in einem Raum mit eigenem Badezimmer. Die Kinder, die in diesem Haus leben, können alleine essen, sich anziehen, ihren Alltag recht selbstständig bewältigen und bedürfen nicht mehr der intensiven Betreuung. Das Haus soll für sie ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit sein. Wir sind froh, ein schönes, freundliches und helles Zuhause für Kinder wie Alexandru geschaffen zu haben. Alexandru, den wir bei unseren Besuchen kennen lernen konnten, kam mit der Diagnose "völlig rehabilitationsunfähig" in das Heim Canaan. Später besuchte er erfolgreich die normale Dorfschule. Im neuen Haus hatte er in seinem Zimmer Platz, um in Ruhe seine Hausaufgaben zu erledigen.
Die Zentralküche
Unser zweites größeres Projekt war der Bau einer Zentralküche für das Heim. Sie ist Teil eines Mehrzweck-Gebäudes, das im Sommer 2004 nach zwei Jahren Planungs- und Bauzeit auf dem Heimgelände fertig gestellt wurde. Es beinhaltet neben der Zentralküche auch Lager- und Kühlräume, eine Arztwohnung, ein rollstuhlgerechtes Appartement und eine Behindertenwerkstatt für Holzarbeit. Für die Wirtschaftlichkeit des Waisenhauses war das Gebäude ein großer Fortschritt: Zum einen standen für die schwer behinderten Jugendlichen künftig Arbeitsplätze in ihrem Zuhause zur Verfügung, zum anderen konnten die Erträge der heimeigenen Farm besser verarbeitet und genutzt werden. Und durch die Zentralküche - von "Menschen Helfen" mit 18.000 Euro unterstützt - ist Freiraum für die Arbeit mit den Kindern entstanden. Mussten die Betreuer das Essen bisher in den einzelnen Wohnhäusern zubereiten, wird es nun mit wesentlich weniger Zeit- und Personal-Aufwand in der Zentralküche zubereitet - und den Betreuern bleibt mehr Zeit für die Kinder.
Das Therapiezentrum
Laufen, Wahrnehmen, Sprechen, Staunen - was für gesunde Kinder alltäglich ist, müssen viele der behinderten Kinder in Sercaia sich mithilfe einer Körpertherapeutin erst mühsam erarbeiten. Doch einen guten Platz dafür gab es nicht: Entweder die Therapie fand im Gruppenraum inmitten der quirligen Kinderschar statt oder in den beengten Schlafräumen. Dank der Initiative von "Menschen Helfen" wurde dies 2006 anders: Durch unsere Vermittlung finanzierte die Aktion "Sternstunden" des Bayerischen Fernsehens den Bau eines eigenen Therapiezentrums mit funktional und vielseitig ausgestatteten Räumen. 176.000 Euro kamen dafür zusammen. Wie gut das Geld angelegt war, davon überzeugte sich eine "Menschen Helfen"-Delegation vor Ort. Der Bau war fertig und wurde bereits rege genutzt.
Weitere Projekte
Nachdem unsere größeren Projekte im Heim abgeschlossen waren, sah sich der Verein nach einer Möglichkeit um, auch die Zukunft der Kinder zu sichern. Viele waren inzwischen Teenager, und für Behinderte sah der Arbeitsmarkt in Rumänien nach wie vor sehr düster aus. Daher haben wir 2003 zusammen mit der Sparkasse Murnau und unserem deutschen Partnerverein agape e.V. aus Nordrhein-Westfalen die "Menschen-Helfen-Stiftung für Behindertenarbeit in Rumänien" gegründet (siehe oben).
Doch "Menschen Helfen" hat in Sercaia nicht nur zu einer besseren Lebensumwelt und Zukunftsperspektive für die Kinder beigetragen, sondern auch Einzelschicksale gelindert. Der 14-jährige Mihai etwa litt unter Sehnenverkürzungen an beiden Beinen - und es wurde immer schlimmer. Zuletzt war er ans Bett oder den Rollstuhl gebunden, litt unter Muskelzuckungen und Schmerzen. Vom Laufen - ob mit oder ohne Krücken - konnte er nur träumen. Nach vielen Untersuchungen und der von "Menschen Helfen" vermittelten Unterstützung durch Spezialisten aus der Murnauer Unfallklinik konnten Mihais Sehnen im Sommer 2004 in Bukarest operiert werden. Die Kosten von 2.000 Euro finanzierte "Menschen Helfen" dank Spenden. Und es hat sich gelohnt: Mihai bekam Krankengymnastik und machte rasch gute Fortschritte. Schon bei der Einweihungsfeier der Zentralküche konnte er auf Krücken mit seinen Freunden herumtoben, wie sich Mitglieder von "Menschen Helfen" selbst überzeugten. Und so, wie es aussieht, wird Mihai langfristig wieder einigermaßen richtig laufen können.
Auch ein Spielplatz für die Kinder von Sercaia, eine Augenoperation eines Bedürftigen und Obdach für eine heimatlose Familie finanzierte "Menschen Helfen" in und um Sercaia.
Fazit
Zusammen mit "agape" haben die Mitarbeiter der "Diakonia Fagaras", unserem rumänischen Partnerverein, viel erreicht. Beide investieren viel Idealismus, Zeit und Geld in mehrere Projekte in und um die nächstgrößere Stadt Fagaras, die auf langfristige Hilfe zur Selbsthilfe ausgelegt sind.
Wie bei allen bisherigen Hilfsprojekten hatte sich der Verein Menschen helfen e. V. auch bei der Auswahl dieses Projektes verpflichtet, effektiv und nachhaltig zu helfen. Durch die Währungs- und Lebensverhältnisse in Rumänien konnten wir selbst mit geringen Beträgen sehr viel bewirken. Obwohl wir im Vergleich mit vielen internationalen Hilfsorganisationen ein eher kleiner Verein sind, möchten wir keine einmalige Hilfe leisten, sondern langfristige Hilfe zur Selbsthilfe. Hierzu arbeiten wir mit anderen Organisationen auch vor Ort zusammen, um so gemeinsam größere, lang wirkende Projekte zu realisieren. Wir haben uns vor Ort bei vielen Besuchen in Rumänien von der Qualität und Seriosität der Projekte überzeugt. So können wir garantieren, dass unsere Gelder und Ihre Spenden hundertprozentig bei den Bedürftigen ankommen.
Nachdem der Ausbau des Waisenhauses und die Finanzierung der Behindertenarbeit durch die Stiftung aus unserer Sicht abgeschlossen waren, wendeten wir uns der Republik Moldau (damals Moldawien) zu, Rumäniens armem Nachbarland.
1996-1999: Hilfstransporte nach Gornji Vakuf (Bosnien)
Um der Zivilbevölkerung in Bosnien zu helfen, die durch den Krieg arg in Not geraten war, organisierten wir im September 1996, im Oktober 1997 und im August 1998 unter dem Namen "Hilfe für Bosnien" Hilfslieferungen nach Gornji Vakuf. Diese Kleinstadt liegt etwa 60 km nordöstlich von Mostar und hatte ursprünglich etwa 10.000 Einwohner. Mittlerweile befanden sich aber zusätzlich ca. 10.000 Flüchtlinge dort, darunter über 3.000 Kinder. Die karitativen Vereine vor Ort wurden mit der Aufgabe, diesen Menschen zu helfen, alleine nicht fertig. Es wurden dringend Nahrungsmittel und Hygieneartikel benötigt.
Mit den Einnahmen aus der Silvesterparty 1995 und dem OpenAir-Kino im Juli 1996 sowie den Spenden, die wir nach diesen Veranstaltungen erhielten, standen uns für den ersten Hilfstransport 25.000 DM zur Verfügung. Der zweite Hilfstransport im Oktober '97 startete mit dem Erlös aus dem kultURKNALL am See '97 und dem Newcomerfestival "Zukunftsmusik" 1997 in Höhe von 30.000 DM. Damit wurden je ca. 10 Tonnen Nahrungsmittel und Hygieneartikel gekauft und mit einem LKW des Malteser Hilfsdienstes nach Gornji Vakuf gebracht.
Ganz Bosnien war mit ungefähr acht Millionen Landminen förmlich zugepflastert, das Verlassen der offiziellen Wege und Straßen deshalb lebensgefährlich. Besonders unter Kindern kam es deshalb immer wieder zu schweren Verletzungen und Toten.
Die schlimmen Zustände in der Stadt Gornji Vakuf spiegelten eine Problematik wider, die auf ganz Bosnien zutraf: Die großen Hilfslieferungen konzentrierten sich auf die im Brennpunkt der Weltöffentlichkeit stehenden Ballungszentren wie Mostar und Sarajevo. Die Weiterverteilung der Hilfsgüter auf kleinere Städte wie Gornji Vakuf funktionierte nur selten.
Deshalb entsprach die Menge der von uns gelieferten Lebensmittel ungefähr der gesamten Jahresmenge an Hilfsgütern, die die von uns belieferte Organisation Merhamet erhielt. Merhamet unterhält in Gornji Vakuf unter anderm mobile Küchen, mit denen vor allem Schulen und Kindergärten versorgt werden, kümmert sich aber auch um ältere und um kranke und behinderte Menschen.
Mit Spenden dem Erlös aus den beiden großen Benefizveranstaltungen 1999, dem Sommernachts-kultURKNALL und der kultURKNALL-Silvesterparty, wurde der letzte Hilfstransport nach Gornij Vakuf im April 2000 finanziert. Danach entspannte sich die Lage dort so weit, dass wir uns auf andere Gebiete konzentrieren konnten, wo unsere Hilfe dringender benötigt wurde.
1994-1995: Kinderfarm Aricesti (Rumänien)
Wer sie nicht sehen wollte, übersah sie. Wer sie sehen wollte, fand sie überall: die Straßenkinder von Bukarest. In kalten Nächten machten sie auf den Märkten oder am Bahnhof ein Feuer und sammelten sich darum, die Jüngsten von ihnen fünf Jahre alt. Der Feuerschein beleuchtete ihre dreckigen Gesichter. Andere Kinder versteckten sich in den U-Bahn-Stationen, in der Kanalisation, in Warmluftschächten. Betteln und kleine Diebstähle halfen ihnen zu überleben. Um Hunger und Angst zu verdrängen, betäubten sich viele mit Dekorationslack, den sie aus Plastikbeuteln schnüffeln. Doch die meisten hatten keine Möglichkeit von der Droge wegzukommen. Doch auf der Straße waren sie auch weiteren Bedrohungen machtlos ausgesetzt: Krankheit, körperlicher Gewalt, sexuellem Mißbrauch und Verachtung.
Aus überforderten Kinderheimen oder zerstörten Familien weggelaufen und verstoßen, zogen sie umher, immer auf der Flucht und auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer. Nicht nur die Armut in ganz Rumänien war Schuld an der großen Zahl von Straßenkindern. Auch die Politik des Diktators Nicolae Ceaucescu, der die Bevölkerung fast verdoppeln wollte und dazu z.B. Empfängnisverhütung und Abtreibungen verbot, ließen die Zahl armer Familien in die Höhe schnellen, die ihre vielen Kinder kaum mehr versorgen konnten.
Seit 1991 bemühten sich verschiedene humanitäre Organisationen, diesen Kindern zu helfen und ihnen einen Ausweg aus diesen miserablen Lebensverhältnissen anzubieten. Für die meisten Straßenkinder fing der Kontakt zu den Hilfsorganisationen mit dem Besuch des am Hauptbahnhof Bukarest errichteten Notquartiers an, in dem sie immer die Möglichkeit hatten, sich zu waschen und zu wärmen, etwas Warmes zu Essen und ein Bett für die Nacht zu bekommen.
Die Mitarbeiter dort bemühen sich, ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufzubauen. Danach konnte leider nur wenigen die Chance gegeben werden, in einem von mittlerweile drei Häusern in Bukarest oder in der "Kinderfarm" in Aricesti (60 km außerhalb von Bukarest) in eine feste Gemeinschaft hineinzuwachsen. 100 Kinder konnten auf dem 9,5 Hektar großen Gelände ein neues Zuhause finden. Dafür wurde ein kleines Dorf errichtet mit allen Einrichtungen, die für eine gute Arbeit mit den Kindern nötig sind.
Das Konzept der Kinderfarm: Die große Dorfgemeinschaft setzt sich aus vielen kleinen "Familien" von bis zu acht Kindern und einem Betreuer zusammen. Die Kinder werden direkt im Dorf ausgebildet, lernen einen Beruf und werden an die Selbständigkeit herangeführt. Schule, unterschiedliche Handwerksberufe und die Landwirtschaft bilden die Basis ihrer Ausbildung. Das Dorf beinhaltet neben den Wohnhäusern für die Kinder, den Werkstätten (Schneiderei, Korbflechterei, Schreinerei, Keramikwerkstatt, Schmiede, Metallwerkstatt) und der Schule für jene Kinder, die aus verschiedenen Gründen in keine öffentliche Schule gehen können, auch eine Kapelle, ein Freilufttheater, eine Bäckerei, ein Gemeinschaftshaus und einen Ziehbrunnen. Ein wesentliches Ziel des Projekts war die Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Gütern für das Dorf und die Kinderhäuser in Bukarest. Auch trägt der Verkauf von verschiedenen Erzeugnissen der Werkstätten dazu bei, dass die Kinderfarm die anfallenden Kosten zum Großteil selbst trägt und kaum mehr auf Spenden angewiesen ist.
Zunächst war jedoch sehr viel teuere Aufbauarbeit zu leisten. Deshalb organisierte der Verein "Menschen Helfen e&e e.V." mehrere Aktionen und vor allem die großen Benefiz-OpenAirs im Sommer 1994 und 1995 zugunsten der Kinderfarm in Aricesti. Die Reinerlöse von 27.000 DM (1994) und 23.000 DM (1995) ermöglichten den Ausbau einer der Werkstätten, der Kantine und den Sporteinrichtungen der Kinderfarm.
1993: Hilfstransporte nach Zazina (Kroatien)
Im Winter 1993 überfielen serbische Truppen das südliche Ufer des Kupa-Flusses. Die kroatischen Einwohner dieses Gebietes flüchteten auf die andere Seite des Flusses nach Zazina, ca. 40 km südlich von Zagreb. Viele konnten gerade noch eine Plastiktüte voll von ihrem Hab und Gut retten.
Die 1.600 Flüchtlinge, die in Zazina Zuflucht gefunden haben, wurden in der Folge hauptpsächlich durch die Hilfe der Caritas versorgt. Trotz der großen Belastung für die 2.000 Einwohner der Gemeinde waren viele Familien bereit, die Vertriebenen in ihren eigenen Häusern aufzunehmen. Für einen Großteil der Zivilbevölkerung waren Lebensmittel in Geschäften unerschwinglich, zumal diese wegen der Instabilität der kroatischen Währung in DM angeboten wurden.
Aufgrund dieser akuten Notlage der Bevölkerung v. a. im Grenzgebiet entschloß sich der Verein, Zazina mit humanitärer Hilfe in Form von Nahrungsmitteln und Medikamenten zu unterstützen. Nachdem über die Pfarreien Seehausen und Zazina erste Kontakte geknüpft worden waren, konnte im März 1993 die erste Hilfslieferung mit dem Namen "Jugoslawienhilfe" stattfinden. 16.270 DM (und Sachspenden) kamen dafür allein durch die große Spendenbereitschaft der Bevölkerung zusammen.
Für den zweiten Transport, der im Dezember 1993 unter dem Motto "Konvoi der Hoffnung" erfolgte, wurde als Aufhänger ein Benefizkonzert im Kurgästehaus organisiert. Zum ersten Mal sammelte der Verein hier durch eine eigene Veranstaltung Mittel für eine Hilfsaktion. Die Werbung, mit der die Presse diese richtungsweisende Veranstaltung begleitete, brachte zusätzliche Spendengelder. Hauptakteure waren die Bläserformation "Brass Joker" und die "Stadtmiller Sisters". Dieser zweite Transport nach Zazina beinhaltete Lebensmittel und Medikamente im Wert von 25.900 DM. Für beide Fahrten wurden uns von verschiedenen Firmen und Privatleuten Transportmittel zur Verfügung gestellt.
Während der erste Transport gänzlich ohne Komplikationen verlief, wurden wir beim zweiten allein an der österreichischen Grenze acht Stunden aufgehalten. Als wir Zazina und das benachbarte Sisak passierten, konnten wir uns von den erheblichen Zerstörungen, die der Krieg angerichtet hatte, überzeugen. Die meisten Häuser wiesen Einschusslöcher und Granateneinschläge auf oder waren ausgebrannt. Zum Schutz vor Heckenschützen waren die Fenster mit Sandsäcken verbarrikadiert.
Bei beiden Fahrten wurden wir begeistert von der Bevölkerung Zazinas aufgenommen. Alle Menschen, mit denen wir zusammentrafen, hatten mindestens ein Familienmitglied verloren, viele waren die einzigen Überlebenden ihrer Familien. Obwohl die Menschen sehr freundlich waren, merkte man ihnen die tiefe Verzweiflung über die Situation deutlich an.
Nachdem sich die Lage entspannt hatte, wendeten wir uns einer ganz anderen Gruppe Hilfsbedürftiger zu: den Straßenkindern in Rumänien.